Bild-Kunst Kameragespräche März 2015

Am 7. März wurde der amerikanische Kameramann Edward Lachman mit dem Marburger Kamerapreis 2015 ausgezeichnet. Die Verleihung fand im Rahmen der Bild-Kunst-Kameragespräche statt. Die Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst unterstützt diese Veranstaltung.

Preisverleihung © Achim Friederich

Nach Ansicht des Beirats sei die Kameraarbeit von Edward Lachman die perfekte Brücke zwischen dem europäischen Film mit seinen Autoren und erkennbaren Handschriften und dem US-amerikanischen Kino mit seiner handwerklichen Präzision und kommerziellen Ansprüchen, die man als zwei Pole eines Kontinuums betrachte. Tatsächlich handele es sich dabei jedoch weniger um Gegensätze, sondern eher um ein dialektisches Spannungsfeld, das in Lachmans Bildern immer wieder zu neuen und überraschenden Synthesen zusammenfinde.

Über Edward Lachman
Schon in seinen Anfängen im nicht-fiktionalen Film arbeitet Lachman auf der einen Seite mit den Maysles-Brüder zusammen, die im Sinne des 'direct cinema' den technischen Vorgang der Filmherstellung unsichtbar machen wollen, andererseits fotografiert er für Werner Herzog und Wim Wenders essayistisch-dokumentarische Filme, die stärker reflexiv die Bildgenerierung selbst in den Blick nehmen (LA SOUFRIÈRE, NICK’S FILM, TOKYO-GA). Als Assistent bei Robby Müller, Thomas Mauch, Vittorio Storaro und Sven Nykvist lernt er in dieser Zeit von den Größen des Faches, dass jede Inszenierung eine dokumentarische Komponente hat und jedes Dokument Spuren einer Fiktionalisierung aufweist.

Edward Lachman wurde 1948 in Morristown, New Jersey geboren. In den 1960ern studiert er an den Universitäten von Tours (Frankreich), Harvard und Athens sowie Ohio.
In seinen Anfängen als Kameramann arbeitet Lachman mit den Maysles-Brüdern an Dokumentarfilmen zusammen und für die Größen des Neuen Deutschen Films wie Werner Herzog, Wim Wenders und später Volker Schlöndorff. Er selbst bezeichnet das europäische Kino als seine Geburtsstunde als Kameramann. Zu seinen ersten Filmen gehören der unter der Regie von Werner Herzog gedrehte Dokumentarfilm LA SOUFRIÈRE – WARTEN AUF EINE UNAUSWEICHLICHE KATASTROPHE (1977) sowie der Spielfilm Stroszek, den er gemeinsam mit Thomas Mauch dreht (1977).
Es folgt eine abwechslungsreiche Karriere sowohl im Dokumentarfilm als auch im Spielfilm, wo sein Repertoire vom Independentkino bis hin zu Hollywood-Produktionen reicht. Nun wieder primär in den USA tätig dreht er unter anderem mit Susan Seidelman DESPERATELY SEEKING SUSAN (1985), mit Paul Schrader LIGHT SLEEPER (1992) und arbeitet mit Sofia Coppola an deren Debüt THE VIRGIN SUICIDES (1999). Für Steven Soderbergh dreht er 2000 den Millionenerfolg ERIN BROCKOVICH und 2002 ensteht in Co-Regie mit Larry Clark der kontroverse Film KEN PARK, der durch Zensurvorfälle in mehreren Ländern Aufsehen erregt.

Nach IMPORT/EXPORT (2006) hat er gemeinsam mit Wolfgang Thaler auch die Bildgestaltung der PARADIES-Trilogie (2012/13) von Ulrich Seidl übernommen.
Auf die Frage nach dem Höhepunkt seiner Karriere antwortete er einmal, dass er hoffe, dies sei immer der gerade aktuelle Film.

Marburger Kamerapreis
Der Marburger Kamerapreis wird von der Universitätsstadt Marburg in Zusammenarbeit mit der Philipps-Universität jährlich verliehen und ist mit 5.000 Euro dotiert. Über die Verleihung des Marburger Kamerapreises entscheidet ein Beirat. Ihm gehören je ein/e Vertreter/in der Philipps-Universität, des Fachdienstes Kultur der Universitätsstadt Marburg, der Marburger Kinobetriebe, des BVK - Berufsverband Kinematografie sowie renommierte Filmkritiker-/innen an. Die Entscheidung des Beirats wird jeweils zu Beginn des Wintersemesters bekannt gegeben.
Der Marburger Kamerapreis wird im Rahmen der Bild-Kunst Kameragespräche verliehen, die jeweils im März stattfinden und vom Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität Marburg, dem Berufsverband Kinematografie und dem Kammer- Filmkunsttheater veranstaltet werden.

Über die Bild-Kunst Kameragespräche
Was den Marburger Kamerapreis von anderen Auszeichnungen abhebt, ist nicht zuletzt seine Einbettung in die über zwei Tage hinweg stattfindenden Kameragespräche: Der Preisträger stellt sich der Diskussion mit Kollegen, Wissenschaftlern, Filmkritikern und nicht zuletzt mit dem Publikum. Unter dem Eindruck der in diesem Rahmen vorgeführten filmischen Arbeiten werden Fragen der Kameraästhetik, des Stils, der Produktionsumstände diskutiert, aber auch Einblicke in die Persönlichkeit der Preisträger vermittelt.
Zunächst als einmalige Tagung auf Initiative des Marburger Medienwissenschaftlers Prof. Dr. Karl Prümm über "Kamerastile im aktuellen Film" geplant, offenbarte sich bereits 1997, bei den ersten von der Philipps-Universität, dem Bundesverband Kamera und der Gesellschaft für Film- und Fernsehwissenschaft organisierten Gesprächen, das Potential dieser Thematik. Unverhofft groß war der öffentliche Zuspruch, die ursprünglich vorgesehenen Räumlichkeiten reichten nicht hin, um sämtliche interessierte Besucher aufzunehmen. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich die Idee, die Kameragespräche dauerhaft zu etablieren.

Bisherige Preisträger
2014 Paweł Edelman
2013 Reinhold Vorschneider 2012 Agnès Godard
2011 Anthony Dod Mantle 2010 Jost Vacano
2009 Wolfgang Thaler
2008 Renato Berta
2007 Eduardo Serra
2006 Judith Kaufmann
2005 Walter Lassally
2004 Slawomir Idziak
2003 Robby Müller
2002 Frank Griebe
2001 Raoul Coutard


Mitglieder im Beirat
Prof. Rolf Coulanges, Kameramann und Professor für Kamera an der Hochschule der Medien Stuttgart
Prof. Dr. Norbert Grob, Filmkritiker und Filmwissenschaftler an der Johannes Gutenberg- Universität Mainz
Prof. Dr. Malte Hagener, Medienwissenschaftler an der Philipps-Universität Marburg, Organisator der Marburger Kameragespräche und des Marburger Kamerapreises
Hubert Hetsch, Kammer-Filmkunsttheater Marburg
Sabine Horst, Filmkritikerin und Redakteurin bei EPD-Film
Dr. Richard Laufner, Leiter des Fachdienstes Kultur der Universitätsstadt Marburg
Jun.-Prof. Dr. Fabienne Liptay, Professorin für Filmwissenschaft an der Universität Zürich
Prof. Dr. Karl Prümm (em.), Medienwissenschaftler, Initiator der Marburger Kameragespräche und des Marburger Kamerapreises.

Quelle: http://www.marburger-kamerapreis.de/preistraeger/